Oase Birkat al Mauz

So Vieles liegt im Verborgenen und erst der richtige Blickwinkel ermöglicht einem die Sicht auf das Eigentliche. Vielleicht ist jetzt sogar der erste Moment, in dem wir erahnen können, was es bedeutet, in einem Wüstenstaat zu leben. Wir klettern auf einen kleinen Hügel, wie in lauter Tonscherben scheint sich das Gestein aufzulösen. Manche sehr scharfkantig, richtige Stopersteine, ideal um sich dran aufzuschlagen. Besser man behält den Blick zu Boden gerichtet. Doch dann, oben angekommen, schweift er unweigerlich in die Ferne der sich unter uns ausbreitenden Oase. Nichts als Trockenheit rund um, und dann plötzlich speist Wasser aus einem tiefen Tal in den Bergen einen Flecken Erde und lässt ihn erblühen.

Hier in Birkat al-Mauz ist es gut sichtbar, das Wesentliche. Der Dattelhain. Von oben ein geschlossener grüner Teppich, versteckt dazwischen einige Lehmbauten und dann am Felshang das kompakte alte Lehmdorf. Die Häuser verschwinden wieder fast im Fels, so gleicht ihre Farbe der des Gesteins. Die Sonne steht genau richtig, ein Moment zum Staunen.

Wir wandern wieder nach unten und schlendern durch den Hain. Unzählige Dattelpalmen, unterbrochen nur immer wieder vom Falaj, dem Leben spendenden oberirdischen Wasserkanal, der mit seinem glasklaren Wasser Leben in die Oase bringt. Wir spüren ganz plötzlich die angenehme Abkühlung. Es ist nicht bloß der Schatten, den die Palmen spenden, es ist ein frischer, fast kühler Ort – ein Ort der zum Verweilen einlädt. Und langsam bekommen wir ein ganz vages Gefühl dafür, was eine Oase tatsächlich ausmacht – abseits von modernen Klimaanlagen versteht sich. Auch die Architektur des Lehmdorfes wird verständlich. Es muss alles eng und finster sein, anders geht es gar nicht, man wäre der Sonne gnadenlos ausgesetzt. Auch wenn wir dies vorher schon wussten, jetzt und hier ist es spürbar geworden, und eben dieses Erleben ist das Wunderbare am Reisen.