Glück im Nowhere

 Unsere Reise geht weiter ins Gebirge. Wir sind nun schon einiges gewohnt und haben uns über so manche Piste gequält  , diese Bergstrecke hat es allerdings wirklich in sich . Die Steigungen werden noch steiler , die Geröllbrocken noch größer , wir fahren effektiv durch Flussbette über endlos erscheinende Serpentinen bergauf bis wir endlich das Hochplateau von Saiq auf 2000 m erreichen. Auf einem riesigen Plateau mit vielen sich verzweigenden Wegen suchen wir eine Anzahl von Grabtürmen. Die wenigen Menschen die wir treffen können oder wollen uns nicht weiterhelfen , mehr als Gestik und für uns unverständliches Gestammel ist nicht drinnen.   Mit Intuition, Kompass , Navi und auch unserem Offroadbuch finden wir schließlich diese Grabtürme die wie Kegel aus dem Nichts auftauchen . Wie auf einer Schnur aufgereiht ziehen sich die Türme über die Hochebene hin – man weiß eigentlich nicht was ihre ursprüngliche Bedeutung war und so meint man eben dass es Grabtürme sein sollen .

Der bisherige Weg hat wegen seines Schwierigkeitsgrades unsere Zeitreserve schwinden lassen und wir denken langsam an unser Nachtlager . Der ursprüngliche Plan – an den Grabtürmen zu übernachten – geht – wieder einmal – nicht – der Wind bläst zu stark . Wir suchen uns langsam mit Kompass weiter in Richtung Meer und in jene Richtung in der wir die Abfahrt von der Hochebene vermuten . Auf Grund der schlechten Piste kommen wir nur sehr langsam voran und finden endlich das Dorf Quaran das aus wenigen halb verfallenen Steinbaracken besteht . Während der obligatorischen Frage nach dem Weg passiert nun etwas das wir vorerst noch nicht ahnen . Der Wind hat inzwischen sogar noch etwas zugenommen und es wird kalt. An die Abfahrt vom Plateau ist allerdings heute nicht mehr zu denken. Wir fahren weiter und nachdem es nun schon wirklich spät ist schlagen wir unser Lager in einem – na sagen wir mal vornehm – Steinbruch auf . Kein wirklich romantischer Ort , keine Aussicht , grobes Geröll aber weniger Wind – was solls ……  Wir packen aus und stellen das Zelt auf als Elke zu mir kommt und sagt – „ Du , beim Reifen, da  pfeift es ….“ . Tatsächlich , es pfeift . Wasserflasche genommen und geprüft – 3 Löcher. Na ok , soll nichts schlimmeres passieren – hoffen wir dass die Radmuttern mit dem Bordwerkzeug aufzukriegen sind . Vorsorglich haben wir schon zu Beginn der Reise ein Eisenrohr und  Unterstellpfosten besorgt . Die Räder sind nicht ganz leicht aber mit vereinten Kräften geht es gut voran während Elke das Essen kocht.  Bald sind wir fertig und haben uns auch schon vom Staub befreit als Elke wieder kommt : Beim vorderen Reifen pfeift es auch …….  Solosechser !!  Beim letzten fragen nach dem Weg muss ich im Dorf über Nägel  oder sonst was spitzes gefahren sein und habe mir gleich 2  Reifen kaputtgefahren – das Geröll war es sicher nicht – das halten die Reifen aus .  Super – 2 Reifen kaputt im Nowhere auf einem Hochplateau mit 2000 Meter Höhe  . Bekanntlich hat ein Auto im Allgemeinen aber nur einen Reservereifen. Und nun wieder ein Solosechser : Stefan und Werner haben dieselbe Autotype – nur etwas größer . Aber die Felgen passen . Also noch einmal dasselbe und auch den 2. Reifen gewechselt . Dieser hat zwar wenig Luft aber mit meinem kleinen Kompressor ist der Reifen in 20 Minuten aufgepumpt und wir sind für den nächsten Morgen startklar . Der Abend verläuft demzufolge trotz der etwas tristen Kulisse im Steinbruch sehr fröhlich ab , wir sitzen wieder lange am Lagerfeuer und tauschen Reiseerlebnisse aus.  

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf um die kaputten Reifen reparieren zu lassen . Zuvor fordert uns aber noch die Abfahrt vom Plateau.   

Gefälle mit sicher 36 bis 38 Grad ( nicht Prozent !!!! ) welches in Spitzkehren übergeht  beanspruchen alle Sinne und Offroaderfahrung. Wir kommen an Gehöften im Nirgendwo vorbei und fragen uns immer wieder was Menschen dazu veranlässt  sich an solch abgeschiedenen Orten niederzulassen . Wir kommen an einem weiteren Highlight vorbei dessen Schönheit uns allerdings verborgen bleibt . Es ist der zweitgrößte Höhlendom der Welt – die Majlis al Jinn.  180 Meter tief , ca. ebenso lang mit einer Fläche von 60000m²  . Wir sehen davon allerdings nur die Öffnung durch die Felix Baumgartner gesprungen ist . Den Aufprall eines Steines hören wir erst nach ca. 6 Sekunden . Weiter geht es nach unten und nach endlos scheinenden Stunden erreichen wir gegen Mittag das Meer . Zum Reparieren der Reifen müssen wir erst mal einen Umweg von 100 km in Kauf nehmen aber schlussendlich finden wir nachdem alles Notwendige erledigt wurde und die Reifen wieder entsprechenden Druck haben einen wunderschönen Kiesstrand  zum Übernachten . Dass es in der kommenden Nacht und in den nächsten Tagen eines der größten Hochwasser und Überschwemmungen in diesem Gebiet geben soll wissen wir noch nicht – Fakt ist – wären wir alleine gewesen – mit 2 kaputten Reifen wären wir nicht vom Berg gekommen und es hätte uns in der Nacht das Unwetter erwischt.  Wir hätten große Probleme bekommen und wir können nicht sagen ob unser Zeltplatz am Berg sicher gewesen wäre . Mit Sicherheit aber hätte es die Piste vom Berg weggeschwemmt bzw. vermurt und auch wenn uns vielleicht nichts passiert wäre – wir wären nicht vom Berg heruntergekommen .  So sehen wir vorerst nur während es dunkel wird sich auftürmende Gewitterwolken und Blitze die stundenlang über den Himmel zucken.  Um Mitternacht also wir den Abend beenden fallen schon die ersten Regentropfen und wir tragen unser Zelt in deine Felshöhle mit genügend Überhang sodass wir eine trockene Nacht verbringen .  Das war Glück im Nowhere !!