Langsame Annäherung

Wir nähern uns langsam diesem Land an, sind vielleicht sogar etwas unsicher. Die kulturellen Gepflogenheiten in Asien sind uns vertraut, hier wissen wir noch nicht so recht, wie wir uns an die Menschen annähern können, ob wir es überhaupt dürfen. So sehr es fasziniert, so befremdlich ist es auch. Fast 90 % der männlichen Bevölkerung begegnen uns in ihren weißen Dish Dashas, fast alle tragen Bart und mit tragen unterschiedliche aber obligate Kopfbedeckungen – eine uniforme friedliche Macht ummantelt diese Szenerie – und wir sind weit draußen.Frauen sieht man fast nur in schwarzen Gewändern, oft nur die Augen sichtbar, manchmal nicht einmal die, nichts, das eine Einladung ausspricht, sich ihnen zu nähern. Hin und wieder wird eine Hand zum vorsichtigen Gruß erhoben, die sich aus der Burka zaghaft hervorschwindelt und die schönen Hennazeichnungen auf den Fingern freigibt. In heimischen Städten empfindet man diese traditionellen Gewänder manchmal fast unpassend, hier passt alles wunderbar zusammen, wenngleich es unsere Fremdheit noch stärker hervorhebt. Touristen gibt es in dieser Gegend kaum.Unser nächster Ausflug führt uns ins erste wasserführende Wadi unserer Reise – ins Wadi Dam. Unser Offroad-Reiseführer aus dem Baumarkt in Dubai leistet hervorragende Dienste und führt uns in sehr abgelegene Winkel dieses Landes – genau wie wir es wollen. Weiter geht`s dann zu Fuß, tiefer hinein ins Wadi. Doch wir kommen nicht weit. Eine Gruppe junger Omanis spricht uns an und läd uns gleich mal für später zum Mittagessen ein. Wieder gibt`s brauchbare Tipps und eine Telefonnummer für alle Fälle.Nun geht`s aber doch vorerst mal los. Wir können es wirklich kaum glauben, bald eröffnet sich uns eine völlig andere landschaft. Kleine Wassertümpel kreuzen unseren Weg, plötzlich sprudelt es nur so aus dem berg, steinerne Pools gefüllt mit glasklarem Wasser laden uns zu einem Bad ein, die Felsen rundum sind blankgeschliffen von immer wiederkehrenden Wasserströmen. Eine beeindruckende Landschaft mit spektakulären Felsformationen. Eine ganz wunderbare Abwechslung in der sons so kargen Landschaft.Jounis und seine Freunde erwarten uns schon mit gebratenem Fisch und Huhn mit Reis. Erstmals versuchen wir uns landestypisch im Essen mit den Fingern – ich bekleckere mich ständig, gebe mir aber Mühe. Danach gibt`s noch Kaffee (mit Kardamon!) und Datteln (die besten die ich je gegessen habe!) und dazu landestypische Livemusik und wir sind erstmals mitten drin – ein schönes Gefühl.Am Weg zurück zu unserem Zelt laden uns dann noch Hamdan und Dawood, die auch im Wadi übernachten, zum Abendessen ein und so klingt dieser Tag wirklich ganz wunderbar für uns aus. Der Bann scheint gebrochen und wir fühlen uns sehr wohl in diesem Land. Die omanische Gastfreundschaft ist sehr überzeugend und so gewinne wir an Sicherheit und lassen uns weiter überraschen.